Online-Präsenz von EU-Politikern im Wahlkampf
Die Bedeutung der Social Media wird von den EU-PolitikerInnen unterschätzt. Das ergibt eine aktuelle Analyse von OGM, dem führenden Meinungsforscher und Social Media Experten für Politik in Österreich. Dazu wurde in allen 28 Mitgliedsstaaten die Online-Präsenz von mehr als 1.200 EU-Politiker in den letzten drei Monaten gemessen und mit den Beiträgen der letzten Stunden nach der europaweit übertragenen Debatte der fünf Spitzenkandidaten upgedatet. In die Bewertung sind sowohl Online-Auftritte der klassische Medien, Foren, Blogs, als auch soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter, etc. eingeflossen. Ergebnisse liegen nun vor für die Mitglieder von EU-Parlament, Kommission und aller Spitzenkandidaten der Parteien in den 28 EU-Mitgliedsstaaten.
EU-Politiker nutzen Social Media unprofessionell
Mehr als 1,7 Millionen Nennungen in den Online-Medien seit Februar klingen beeindruckend, ist aber für über 1.200 wahlkämpfende Politiker eher schwach. Es mangelt an direktem Dialog mit den BürgerInnen, bürgernahen Inhalten, Kontinuität im Aufbau einer Community.
Andere Ereignisse der letzten Monate haben in den sozialen Netzwerken und Online-Medien in Europa mehr Präsenz in weitaus kürzerer Zeit erreicht, z.B. das Champions League Halbfinale mit zwei Millionen, die Ukraine-Krise mit 900.000 und Song-Contest-Siegerin Conchita Wurst binnen drei Tagen mit 600.000 Nennungen.
Die Debatte der fünf Spitzenkandidaten gestern Nacht generierte rund 90.000 Beiträge in den sozialen Netzwerken (überwiegend auf Twitter). Die meisten Reaktionen bezogen sich auf die Aussagen von Martin Schulz und Alexis Tsipras, mehrere Beiträge sprachen sich gegen die positive Haltung der fünf Politiker in der Zuwanderungs- und Asylfrage aus, womit gleichsam das Fehlen eines Rechtspopulisten durch die sozialen Medien etwas kompensiert wurde.
Wenig überraschend war die von den Usern am häufigsten gebrauchte Sprache Englisch, während Deutsch nur den 5. Platz im Sprachenranking erreichte.
Mobilisierung jüngerer Wähler verpasst
Mit dem wenig professionellen Einsatz der sozialen Netzwerke wird vor allem ein Mobilisierungspotential bei den jüngeren Wahlberechtigten vernachlässigt. Immerhin lag bei den letzten EU-Wahlen die Wahlbeteiligung der unter 30-Jährigen laut einer EUP-Studie bei nur 31 Prozent.
EU-kritische Politiker und Themen im Ranking vorne
Das junge Online-Feld wird mehr den EU-kritischen Kräften überlassen, die Bürger posten deutlich häufiger über EU-kritische Politiker und Themen. Damit werden die mit Ausnahme des Boulevards mehrheitlichen EU-positiven Medien umgangen. Die am häufigsten von den Bürgern angesprochenen Themen betreffen Arbeitslosigkeit, Bankenrettung, Zuwanderung und Einkommen.
Das EU-weite Online-Ranking führt UKIP-Chef Nigel Farage mit mehr als 300.000 Beiträgen in allen EU-Ländern deutlich an, davon 200.000 allein in UK. In Österreich wurden EU-Parlamentarier und Ex-Kandidat Andreas Mölzer mit mehr als 10.000 Beiträgen am häufigsten genannt.
Ein Verzeichnis mit allen untersuchten Politikern und Politikerinnen finden sie hier als PDF zum Download: Liste-EU-Politiker-EU-Wahl-2014
Ergebnisse zu einzelnen PolitikerInnen oder Ländern auf Anfrage erhältlich.
Rückfragehinweis:
Wolfgang Bachmayer, bachmayer@ogm.at, +43-650-5065010
Alexander Banfield-Mumb, banfield-mumb@ogm.at, +43-650-5065014