OGM/APA Vertrauensindex Banken Oktober 2023
Kommentar Johannes Klotz/OGM
Das Vertrauen der ÖsterreicherInnen in Banken bleibt trotz hohem Zinsniveau und Inflation stabil.
Die Banken als Gesamtbranche haben bei der Öffentlichkeit in Österreich viel Vertrauen verloren, sie liegen im Vertrauensindex der Branchen deutlich im Minus. Anders ist das beim Vertrauensurteil zu den Instituten im Einzelnen, wo die eigene Bank meist positiv gesehen wird – ähnlich den Versicherungen, die als Branche deutlich im Minus liegen, aber Kunden „ihre“ Versicherung meist positiv sehen.
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich das Vertrauen in die einzelnen Geldinstitute nur wenig verändert. Das ist sehr überraschend angesichts der Debatten zu Übergewinnen, mangelnder Weitergabe der Zinsvorteile bzw. zu geringe Anhebung der Habenzinsen für Kunden und gestiegener Kreditzinsen.
Die breit aufgestellten, als heimisch wahrgenommenen Banken liegen deutlich im Vertrauensplus, Bawag und Hypo leiden im öffentlichen Vertrauen noch immer an den Skandalen früherer Jahre, im Vertrauensminus liegen ausländische Banken und spezialisierte Institute.
Auf Platz 1 liegen „Erste Bank und Sparkasse“ (diese wurden als gemeinsame Dachmarke abgefragt) mit einem Vertrauenssaldo von +34 Punkten. In der Befragung des Vorjahres wurde nur die „Erste Bank“ abgefragt, von der Namensergänzung um „Sparkasse“ profitiert sie mit einem Zuwachs von 5 Vertrauenspunkten. Auf zweiten Platz liegt die Bausparkasse Wüstenrot mit + 28 Punkten, sie profitiert noch immer vom durch Jahre verbreiteten Bausparen. Die Raiffeisenbank war im Vorjahr noch Spitzenreiter, hat aber 5 Vertrauenspunkte verloren mit und kommt mit +27 auf den dritten Platz. In den ländlichen Regionen ist die Raiffeisenbank aber weiterhin die Nr. 1.
Etwa ausgeglichen ist das Vertrauensurteil bei der neuen Postbank „bank 99“ (Saldo +2) und der Unicredit Bank Austria (-1), die in der öffentlichen Wahrnehmung aber immer weniger als heimische Bank wahrgenommen wird.
Weniger Vertrauen weisen dagegen an speziellere Bevölkerungsgruppen orientierte Banken wie die Schelhammer Capital Bank (-7) oder die DenizBank (-21) auf.
Die Bawag rutscht im Vertrauen weiter ab und erreicht einen Wert von minus 14 Punkten. Die Vertrauensgrundlage in die einstige Gewerkschaftsbank ist im Zuge des Bawag-Skandals schon vor Jahren gesunken, sie wird auch zunehmend weniger als heimische Bank gesehen, Medienberichte über hohe Vorstandsgagen erhöhen das Vertrauen auch nicht.
Mehrheitliches Misstrauen schlägt weiterhin der Hypobank entgegen. Im Grunde eine Langzeitfolge des Hypo-Alpe-Adria-Skandals aus 2009, der wegen der Namensgleichheit auch auf die anderen Landeshypothekenbanken durchschlägt, auch wenn diese rechtlich eigenständige Institute sind.
Den meisten Instituten bringen die älteren Befragten mehr Vertrauen entgegen. Eine Ausnahme ist die Bank N26 mit höheren Bekanntheits- und Vertrauenswerten bei den Jüngeren.
Methodisches: Für den Vertrauensindex Banken 2023 wurden 1.010 repräsentativ ausgewählte ÖsterreicherInnen ab 16 Jahren aus dem OGM-Panel im Oktober 2023 befragt. Die Fragestellung ist seit 25 Jahren gleich: „Vertrauen Sie … oder vertrauen Sie … nicht oder kennen Sie … nicht?“. Die Differenz der Prozentwerte aus „Vertraue“ und „Vertraue nicht“ ergibt den Vertrauenssaldo einer Bank. Maximale Schwankungsbreite ± 3,1%.
Hier geht es zu den Medienberichten von Presse, Kurier, Salzburger Nachrichten, Salzburg24, Vienna.at, Puls24 und vol.at.