OGM-Studie zur slowenischen Volksgruppe in Kärnten

20 Jahre nach der letzten Volkszählung erstmals wieder valide Daten zur demografischen Situation.

Anteil der Kinder im Kerngebiet mit zweisprachigem Unterricht/Betreuung

Im Rahmen der Volksgruppenförderung wurde vom Bundeskanzleramt ein großes Forschungsprojekt von OGM zur slowenischen Volksgruppe in Kärnten gefördert. 20 Jahre nach der letzten Volkszählung mit Spracherhebung war es das Ziel dieser OGM-Studie, die Datenlücke zu schließen und neue demografische Fakten zu Situation und Sprachgebrauch der Kärntner SlowenInnen zu gewinnen.

Neben Nutzung und Verknüpfung zahlreicher statistischer Quellen (anonymisierte Meldedaten, Kindertagesheim- und Schulstatistik, Anmeldungen zum zweisprachigen Unterricht und zur Nachmittagsbetreuung, Social Media-Analyse) fand im Frühjahr in Südkärnten auch eine repräsentative Befragung von Volksgruppenangehörigen, Mitgliedern der Mehrheitsbevölkerung, aber auch Zuwanderern aus dem benachbarten Slowenien statt.

Die Studienergebnisse zeigen, dass die Zahl der Volksgruppenangehörigen im Kerngebiet weiterhin rückläufig ist. Ein Hauptgrund dafür ist die Abwanderung junger Frauen in die „Diaspora“ nach Wien und Graz. Parallel dazu findet aber seit dem EU-Beitritt Sloweniens eine Revitalisierung der slowenischen Sprache in Südkärnten durch den Zuzug von slowenischen UnionsbürgerInnen statt, deren Kinder bereits einen beträchtlichen Anteil der slowenischsprachigen SchülerInnen ausmachen.

Erfreulich ist, dass immer mehr Eltern der Mehrheitsbevölkerung ihre Kinder zum zweisprachigen Volksschulunterricht anmelden. Abseits der Volksschule ist die Inanspruchnahme zweisprachiger Bildung aber nur halb so hoch. Vor allem bei Kindertagesstätten und Nachmittagsbetreuung ist das Angebot ausbaufähig, die neue Vereinbarung zwischen Bund und Ländern lässt diesbezüglich hoffen.

Slowenisch wird vor allem in privaten Kontexten und eher mündlich als schriftlich verwendet, die Nutzung der Zweisprachigkeit im öffentlichen Raum ist nach wie vor mangelhaft, was auch am Amtsverkehr liegt. Eine konsequentere Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben zur Sichtbarmachung und Nutzung der slowenischen Sprache im öffentlichen Raum wäre hier wichtig.

In den Familien der Volksgruppe wird vor allem in der jüngeren Generation immer weniger Slowenisch gesprochen. Parallel dazu nimmt auch die Nutzung „eigener“ Medien der Volksgruppe ab. Dadurch kommt den Institutionen und Vereinen der Volksgruppe eine größere Rolle bei Vermittlung und Erhalt der Sprache zu. Wesentlich wäre aber auch, dass diese ihr digitales zweisprachiges Kommunikationsangebot professionalisieren, dazu gibt es aktuell auch eine besondere Förderung.

Trotz Abwanderung und Rückgang der slowenischen Sprache im Kerngebiet sind die kärntnerisch-slowenische Identität und das Selbstbewusstsein weiterhin hoch. Das Verhältnis zwischen den Kärntner SlowenInnen und der deutschsprachigen Mehrheitsbevölkerung in Südkärnten hat sich nach Einschätzung beider Volksgruppen in den letzten Jahren deutlich entspannt, auch wenn es nach wie vor Situationen gibt, die von Mitgliedern der Volksgruppe als diskriminierend empfunden werden.

Eine stärkere Vermittlung des wirtschaftlichen Nutzens der Zweisprachigkeit als „Standortfaktor“ in einer Grenzregion wäre auch für die gegenseitige Akzeptanz und Wertschätzung förderlich.

Hier finden Sie die Studie in deutscher und slowenischer Sprache.


Zu den Medienberichten von ORF Kärnten und der Kleinen Zeitung.

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