Arbeitslosigkeit hat sich eher vertieft als verbreitert

Zunahme der Arbeitslosigkeit kann zu 59 Prozent durch eine längere Arbeitslosendauer und zu 41 Prozent durch mehr Betroffene erklärt werden. Deutlich mehr Frühpensionen seit Corona.

Wien – Die Arbeitslosigkeit in Österreich hat sich durch die Coronakrise tendenziell eher vertieft als verbreitert. Wie von OGM und APA ausgewertete Arbeitsmarktdaten zeigen, kann die Zunahme der Arbeitslosigkeit seit März 2020 zu 59 Prozent durch eine längere Arbeitslosendauer und zu 41 Prozent durch mehr Betroffene erklärt werden.

Nach Geschlechtern gibt es nur kleine Unterschiede: Bei Frauen kann der Arbeitslosigkeitsanstieg zu 61 Prozent durch eine längere Verweildauer in der Arbeitslosigkeit und zu 39 Prozent durch mehr Betroffene erklärt werden. Bei Männern liegen die Werte bei 58 Prozent und 42 Prozent. Für die Analysen wurden Arbeitslosenzahlen ohne Schulungsteilnehmer im Zeitraum von März 2019 bis Februar 2020 mit März 2020 bis Februar 2021 miteinander verglichen.

Unter anderem seien in Westösterreich viele Arbeitskräfte im Tourismus nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter ohne Job gewesen, kommentierte OGM-Experte Johannes Klotz die längere Verweildauer in der Arbeitslosigkeit. Die durchschnittliche Arbeitslosenzahl in der Coronazeit sei um 128.000 gestiegen, ein Plus von 40 Prozent im Vergleich zu den zwölf Monaten vor dem ersten Corona-Lockdown. Die Zahl der von Arbeitslosigkeit jemals Betroffenen sei im Jahresvergleich aber nur um gut 15 Prozent gestiegen.

Kurzarbeit habe in die Breite gewirkt

„Die Arbeitslosigkeit ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen, das würde ich nicht unterschreiben“, so OGM-Experte Klotz. Dies treffe vielmehr auf die Kurzarbeit zu. Mit der Corona-Kurzarbeit sei ein Großteil der potenziellen AMS-Fälle schon „vorab aufgefangen“ worden. Die Datenauswertung zeigt laut Klotz, dass die allermeisten Arbeitnehmer, die seit Corona in Kurzarbeit waren, in den zwölf Monaten vor der Krise nicht arbeitslos gewesen sind. „Die Kurzarbeit hat also ganz klar in die Breite gewirkt, mit ihr wurden vergleichsweise stabile Erwerbskarrieren gestützt“, sagte Klotz. In der Coronapandemie seien Menschen arbeitslos geworden, die es am Arbeitsmarkt „bisher schon schwierig hatten“.

Ende Februar 2021 waren Arbeitslose laut AMS-Daten im Schnitt 133 Tage ohne Job, ein Plus von 21 Tagen gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt. Ende April lag die durchschnittliche Verweildauer bereits bei 161 Tagen, ein Plus von 81 Tagen gegenüber April 2020.

Die Coronapandemie hat bei älteren Arbeitskräften offenbar auch wieder zu mehr Frühpensionen geführt. Während die Zahl der vorzeitigen Alterspensionen von 2016 bis 2019 von 91.000 auf 75.000 gesunken sei, gebe es seitdem wieder einen Anstieg auf zuletzt 83.000 Fälle, so der OGM-Experte mit Verweis auf aktuelle Sozialversicherungsdaten.


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